Die Villa in Berlin
frag nicht, was sein wird
frag nicht, was sein wird
frag nicht, wie das ende aussieht
frag nicht
was sein könnte
was kümmert es dich
was sein wird
wie das ende aussieht
lebe nicht weiter
ohne zu leben
Joshua Sobol in einer Übersetzung von Anat Feinberg und Robert Jütte
„frag nicht was sein wird“ schreibt der hebräisch sprachige israelische Dramatiker und Schriftsteller Joshua Sobol in seinem Gedicht nach den Übergriffen der Hamas auf die Juden in Israel. Die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Anat Feinberg und der Historiker Prof. Dr. Dr. Robert Jütte kamen am 9. November aus Stuttgart in die Akademie Franz Hitze Haus und trugen das von ihnen aus dem Hebräischen übersetze Gedicht am Anfang ihrer dialogischen Lesung zu Anat Feinbergs neuem Buch „Die Villa in Berlin“ vor. In dieser Villa wohnten Feinbergs Großeltern und Eltern in den Jahren 1924-1934, bevor der nationalsozialistische Antisemitismus die Familie Grüngard zur Emigration nach Palästina zwang. Nichts ist geblieben von der Villa. Desto wichtiger war die Sichtbarmachung des jüdisch hebräischen Lebens der Zwanziger Jahre in Berlin-Schöneberg als jüdisches Kulturerbe in Deutschland. Im Salon Grüngard der Villa trafen sich jüdische Zionisten aus ganz Berlin. Wie sah der Alltag aus, wie wurde erzählt, gehofft, gebangt? Darüber hinaus konnte der Bogen zum jüdischen Leben heute in Deutschlands Metropole geschlagen werden. „Wir wollen jüdisches Leben nicht nur als bedrohtes Leben zeigen, sondern Vielfalt und Kultur sichtbar machen“, so ein Statement der NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller zu einem neuen Projekt in Münster. Der traditionelle Abend zum 9. November in der Akademie Franz Hitze Haus, der in einer Partnerschaft mit der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit e.V. und der Deutsch Israelischen Gesellschaft stattfindet, stand ganz unter diesem Zeichen.