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Eine Frage an Sie: Was ist heute Aufklärung?

Akademien sind Orte der gemeinsamen Suche nach Erkenntnis – nicht irgendwelcher, sondern solcher Erkenntnisse, die für ein gutes Zusammenleben aller Menschen jetzt und für kommende Generationen fundamental sind. Damit dies gelingen kann, sind Akademien Orte des produktiven Streitens. Was ist damit gemeint? (Fast) Selbstverständliches: Aussagen müssen, wenn nicht im strengen Sinne beweisbar, so doch sachlich begründbar und nachvollziehbar sein. Sie sollten den Kriterien der Wahrhaftigkeit und der Richtigkeit genügen. Diskussionspartner:innen sollten mit dem gegenseitigen Vertrauen antreten, das Gegenüber wirklich verstehen zu wollen. Akademien sind damit Orte, in denen schon in der Form von Begegnung und Dialog Prinzipien von Aufklärung, wie sie im 17. und 18. Jahrhundert in verschiedenen Spielarten die europäische Philosophie prägte, zur Geltung und zu gesellschaftlicher Wirkung gebracht werden. Historisch reflektiert sind kath. Akademien sogar einer „aufgeklärten“, selbstkritischen Aufklärung verpflichtet, die sich ihrer eigenen Tendenz – in die Geschichte des 20. Jahrhunderts blickend – zu erneuter Ideologisierung und Gewalt bewusst ist. 

Akademien sind in ihrer aufgeklärten Praxis zugleich „aus der Zeit“ gefallen – und übernehmen damit eine wichtige Funktion. Wird in ihnen kontinuierlich der Versuch unternommen, aufgeklärt in pluralen Öffentlichkeiten zu streiten, unterscheiden sich die heutigen Diskussionskulturen in Teilen der sozialen Medien, in öffentlichen Debatten und auch in privaten Kontexten oft dramatisch: Aussagen des anderen nicht zu diskreditieren, sondern Wahrheitsmomente im Gegenargument erkennen, „retten“ zu wollen; nicht mit gefühlten Meinungen schnelle Urteile zu fällen; Argumentieren nicht mit Moralisieren zu verwechseln – darin liegt die produktive „Ungleichzeitigkeit“ von Akademien im emotionalisiert-agonalen Rauschen der Diskurse.

Diese skizzenhaften Umrisse einer aufgeklärten Diskussionskultur, um die wir uns in der Akademie bemühen, führt zu dem Experiment, das wir mit Ihnen unternehmen möchten: Wir laden Sie ein, mitzudenken und mitzusprechen. Historisch passend zum 300. Geburtstag des Philosophen Immanuel Kant (1724-1804), der die Frage „Was ist Aufklärung?“ mit einem grundlegenden Aufsatz und einer vielzitierten Definition öffentlich beantwortete (Berlinische Monatsschrift 1784), möchten wir Sie fragen:

Was ist heute Aufklärung?

Und im Anschluss daran: Welche Rolle übernimmt dabei eine katholische Akademie wie die Akademie Franz Hitze Haus?

Bitte schreiben Sie uns! Ihre Antworten werden sowohl in unsere weitere Arbeit ab dem 2. Halbjahr 2024 einfließen als auch in einer besonderen Veranstaltung präsentiert und öffentlich gewürdigt. Richten Sie Ihre Texte gerne direkt an den Direktor des Akademie, Dr. Johannes Sabel: sabel@franz-hitze-haus.de, oder postalisch an ihn unter der Anschrift Akademie Franz Hitze Haus, Kardinal-von-Galen-Ring 50, 48149 Münster. Wir freuen uns auf Ihre Texte – und Sie!

Dr. Johannes Sabel                                                        Maria Kröger

Direktor                                                                           stellvertretende Direktorin

 

Bildquelle: Georg Melchior Kraus, Abendgesellschaft bei Anna Amalia (um 1795) Aquarell auf Papier © Klassik Stiftung Weimar