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75 Jahre Grundgesetz. Abendforum am 8. Mai 2024

Zum Jahrestag der 75. Verabschiedung des Grundgesetzes am 8. Mai 1949 hält der vormalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andreas Voßkuhle in der Akademie Franz Hitze Haus einen Vortrag: „Das Grundgesetz. Ein Meilenstein der Menschenrechte“. Dieser ist gleichzeitig der Festvortrag, mit dem der Geschichtsort Villa ten Hompel (Stadt Münster: Villa ten Hompel - Parteiübergreifend aktiv für politische Bildung), an das 25. Jahr seiner Gründung erinnert.

Der Abend verdeutlicht in besonderer Weise Aufgabe und Arbeitsweise der Akademie: Gemeinsam mit einen Kooperationspartner wollen wir als Teil der Zivilgesellschaft zum Gelingen unseres demokratischen, pluralen und freiheitlichen Staates beitragen. Was können wir, was kann das Christentum dabei leisten? Angelehnt an die Politische Theologie, wie sie Johann Baptist Metz herausgearbeitet hat, orientieren uns dabei an zentralen Ansprüchen unseres Glaubens: der Befreiung aus Unterdrückung, dem „Subjektsein Können“ jedes Menschen, der Rettung aus Leiden und universaler Solidarität. Die Akademie versteht Demokratie dabei als „mehr als eine Regierungsform; sie ist in erster Linie eine Form des Zusammenlebens, der gemeinsamen und miteinander geteilten Erfahrung“ (John Dewey).

Eine an christlicher Nachfolgepraxis geschulte Demokratie als Lebensform weiß um die Notwendigkeit, ein fundamentales universal-solidarisches Ethos wirksam und sichtbar zu machen. Die Akademie will ein (physischer und geistiger) Ort sein, an dem Demokratie und Nachfolge sich aufeinander beziehen und zueinander ins Verhältnis setzen können. Die Villa ten Hompel als Geschichtsort, der mit jungen Menschen zur Erinnerung an die beiden Diktaturen arbeitet, die Deutschland im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat, ist dabei seit langem und in verschiedensten Formaten ein zentraler Partner in unserem Bemühen, an der Mitgestaltung der demokratischen Zivilgesellschaft mitzuarbeiten.

Das Grundgesetz hat sich durch seine Selbstbindung an die unverlierbare Würde des Menschen und an die Menschrechte als tragende Säule der freiheitlich demokratischen Ordnung in Deutschland erwiesen. Heute gerät diese Ordnung indes zunehmend unter Druck; sie muss gegen jene verteidigt werden, die sich nach einem autoritären, sich als völkisch-national definierten Staat (zurück)sehnen.

Die Frage, welche Grundlagen den freiheitlichen, säkularisierten Staat tragen und welche Bindekräfte ihn zusammenhalten, gewinnt angesichts dessen neue Aktualität. Der Staatsrechtler, Rechtsphilosoph und spätere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Wolfgang Böckenförde, hat sich ihr unter der Perspektive genähert, wie die Freiheit als zentrales Element sich „von innen her, aus der moralischen Substanz des Einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft“, regulieren lasse. Als Antwort auf diese Frage stellte der Katholik und Sozialdemokrat Böckenförde eine weitere Frage: Ob es nicht letztlich doch der „religiöse Glaube seiner Bürger“ sei, der vor allem in Krisenzeiten „jene inneren Antriebe und Bindungskräfte“ entfalte, von denen auch ein freiheitlicher, weltlicher Staat leben müsse. Mit der gewichtigen Einschränkung allerdings, dass dieser Saat nicht selbst zum „christlichen Staat“ rückgebildet wird, „sondern in der Weise, dass die Christen diesen Staat in seiner Weltlichkeit nicht länger als etwas Fremdes (…) erkennen, sondern als die Chance der Freiheit, die zu erhalten und zu realisieren auch ihre Aufgabe ist.“

Unter anderem über diese alte und doch so aktuelle Frage kommen wir mit Prof. Andreas Voßkuhle ins Gespräch.

Alle Plätze in der Akademie sind schon ausgebucht; wegen der großen Resonanz übertragen wir den Abend auch als Livestream, eine Anmeldung dazu ist noch möglich.
https://www.franz-hitze-haus.de/info/24-514