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Erinnerungspraxis: Grafeneck-Münster/1940-heute

Kulturpädagogik am Schnittpunkt von Gedenkstättenpädagogik, Sozialer Arbeit und ästhetischer Praxis

Das Interesse junger Menschen an der kritischen Auseinandersetzung mit der historischen Realität des Nationalsozialismus zu wecken, ist eine politische Aufgabe. Sie wird umso relevanter, je länger die Zeit des Nationalsozialismus zurückliegt und je stärker rechtsextreme Weltanschauungen in unserer Gesellschaft an Einfluss gewinnen. Mit »Grafeneck-Münster/1940 – heute« stellt die Tagung einen kulturpädagogischen Ansatz zur Diskussion, dem es darum geht, in Exkursionen und Workshops für Jugendliche Artikulationsräume für diese Auseinandersetzung zu schaffen.

Als erster Tatort der NS-»Euthanasie« steht Grafeneck auf der Schwäbischen Alb für die Entmenschlichung und systematische Ermordung von Menschen, deren Leben aufgrund ihrer mit psychischen Erkrankungen und kognitiven Beeinträchtigungen einhergehenden Neurodiversität als »lebensunwert« galt. Mit den Predigten, die Bischof Clemens August Graf von Galen im Sommer 1940 gegen die Morde gehalten hat, steht Münster für einen starken Moment des Widerstands. Das Projekt knüpft an heutige Erfahrungen von Ausgrenzung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit an und schafft historische Berührungspunkte zur Konstruktion von Personengruppen als »Anderen« und ihrer Entwertung im Dritten Reich.

Von Kunstwerken auszugehen und das eigene kreative Tun zu einem wesentlichen Bestandteil des pädagogischen Arbeitens zu machen, charakterisiert den Projektansatz in methodischer Hinsicht. Seine ästhetische Praxis wird anhand der Performance eines inklusiven Gedenkstättenrundgangs, der Uraufführung des Kunstfilms »Tendenz Verzerrung« und in einem Podiumsgespräch mit beteiligten Künstler:innen gezeigt. Welche Bedeutung die Auseinandersetzung mit der NS-»Euthanasie« für die Profession der Sozialen Arbeit haben kann, ist Thema eines weiteren Podiums.

Kooperation mit:
»Grafeneck-Münster/1940-heute« wird von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Grafeneck durchgeführt und in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung
Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.