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Im Archiv der Seelenlandschaften

Lesung mit dem Autor Christoph Wenzel

Christoph Wenzels Gedichte durchstreifen Regionen wie das Ruhrgebiet, das Münsterland oder das westliche Flandern. Sie blicken auf unscheinbare Vororte, Industriebrachen und Randgebiete aller Art. Dabei begegnen sie Orten mit ungewöhnlichen Namen wie dem flämischen Ypern, spüren Schlagwetterexplosionen nach oder machen aus anderen Gedichten eigene Gedichte, wie beispielsweise aus denen von Annette von Droste-Hülshoff. In Wenzels Versen gleicht schon das Betreten einer Feldflur dem Aufschlagen eines Wörterbuchs, in dem man Begriffe wie „Bachum“ und „Balachesen“ findet, ganz zu schweigen von Redewendungen wie „verdorri, lass gut sein“. Die durchwanderten Landschaften entpuppen sich so als kulturelle Erinnerungsräume – als historisches Archiv, das Wenzel behutsam und manchmal augenzwinkernd entschlüsselt. Er verleiht einer Sehnsucht, die nichts mit Heimat Tümelei zu tun hat, einen Rhythmus, indem er die Elemente dieser Räume poetisch inventarisiert. So werden die Landschaften zu Seelenlandschaften, zu Sinnbildern der Langsamkeit, in denen das Vergangene leise, aber deutlich nachhallt. Im Franz Hitze Haus wird Christoph Wenzel, Träger zahlreicher renommierter Literaturpreise, aus seinem jüngsten Gedichtband "landläufiges lexikon" lesen. Der Literaturwissenschaftler Dr. Jürgen Gunia, der sich seit Jahren intensiv mit Wenzels Lyrik beschäftigt, moderiert die Lesung.