Münster: Verlag der Akademie Franz Hitze Haus 2013,
ISBN 978-3-930322-62-6, 72 S., 7,50 €
Der Titel eines der Katalogbücher von Monika Bartholomé lautet: „Mit den Augen der Hand folgen“. Diese Formulierung ist Programm. Ihr Kölner Kollege Karl Bohrmann (1928 – 1998) formulierte einmal: „Tatsächlich ist die Zeichnung vorwiegend eine Sprache der Hand, der Niederschlag von Handbewegungsimpulsen, sehr körperlicher Art.“ Dieses Denken mit und aus und mit der Hand ist ein Charakteristikum der knappen bildnerischen Sprache Monika Bartholomés. Noch einmal Bohrmann: „Wie beim Lesen, eines Gedichtes, aus Worten, Bilder, Räume, Zeitabläufe, die ganze Skala sensueller Reize und Erinnerungen geweckt werden, müsste auch die Zeichnung, müssten wenige Striche dazu in der Lage sein.“
Während der Planungen zur Ausstellung stellte sich eine unerwartete Aktualität heraus: im neuen Gesangbuch der deutschsprachigen Katholiken finden sich Arbeiten der international anerkannten Zeichnerin aus Köln. Das „Gotteslob“ ist seit seinem Erscheinen 1975 ein vertrautes Element der Gottesdienste im deutschsprachigen Raum geworden. Die Gestaltung des Buches orientierte sich in seiner sehr schlichten Gestaltung an den früheren diözesanen Büchern oder vergleichbaren evangelischen Büchern. Erst das neue evangelische Gesangbuch von 1996 setzte neue gestalterische Maßstäbe in Typographie und Layout. Alle beschränkten sich aber auf die Noten und Texte.
Bei der Erarbeitung eines neuen „Gotteslob“ fiel die Entscheidung für die Aufnahme eines dritten Elements: von Abbildungen. Es war eine mutige Entscheidung, nicht auf bekannte Vorlagen oder mehr oder weniger passende Illustrationen zurückzugreifen, sondern eine bedeutende Künstlerin, die sich auf das Medium der Zeichnung spezialisiert hat, zu fragen, ob sie sich eine Mitarbeit an dem neuen Buch vorstellen könnte.
Die Anknüpfungen für ihre Zeichnungen fand Monika Bartholomé nicht in den Texten und Liedern, in deren Kontext jetzt die aus einem Konvolut ausgewählten 19 Zeichnungen zu finden sind, sondern aus grundsätzlichen Überlegungen über den Charakter des Gebetbuchs. Worte, Textfetzen wie zum Beispiel „sich in Beziehung setzen“ waren die auslösende Motivation für die Bewegungen der Gedanken und der Hand. Oder auch „die Fülle des Lebens“, was unserem Buch den Titel gegeben hat.
In diesem Katalog stellen wir die Künstlerin und ihre Arbeiten nicht allein die für das Gesangbuch vor. Die offenen Zeichen mögen jedem etwas anderes, vielleicht auch zunächst nichts sagen. Die knappen Bilder entstehen erst im Betrachter, lösen in ihm etwas aus. Wie der Vers eines oft gesprochenen Psalms, einer oft gesungenen Melodie, ergeben vielleicht auch diese Zeichen erst zu bestimmten Zeiten einen persönlichen, individuellen Sinn.
Der Herausgeber dankt den Autoren und allen, die an dieser kleinen Publikation in so kurzer Frist mitgewirkt haben. Wenn das Buch zu einer Diskussion über die Kunstwerke im neuen Gotteslob beiträgt und Künstlerin und ihre autonomen Werke besser kenntlich werden, hat es seinen Zweck erfüllt.
Das Buch ist ausverkauft und kann nicht mehr über die Akademie bezogen werden.