Nach ihrem Abitur 1911 beginnt sie in Breslau Germanistik, Geschichte und Psychologie zu studieren, um dann 1913 in Göttingen ein Studium der Philosophie aufzunehmen. Sie promoviert bei Edmund Husserl und begleitet ihren philosophischen Lehrer als Assistentin an die Universität von Freiburg. 1917 verlässt sie Freiburg und kehrt nach Breslau zurück. Ein weiterer wissenschaftlicher Werdegang wird ihr verwehrt. Trotz ausgezeichneter Dissertation kann sie sich als Frau weder in Freiburg, noch in Breslau oder Göttingen habilitieren. Edmund Husserl empfiehlt sie zwar zur Zulassung, sagt ihr aber, dass er sich nicht weiter für sie einsetzen wird.
Eher zufällig stößt Edith Stein auf die Autobiographie von Theresa von Avila: „Ich begann zu lesen, war sofort gefangen und hörte nicht mehr auf bis zum Ende“. Diese Lektüre und verschiedene persönliche Begegnungen bewegen Edith Stein derart, dass sie zum Katholizismus konvertiert. Am 1. Januar 1922 lässt sie sich taufen. Schon mit ihrer Taufe steht für Edith Stein fest, dass sie Karmelitin werden möchte, umsetzen wird sie diesen Wunsch jedoch erst ein Jahrzehnt später. Zunächst verbindet sie ihr religiöses Leben mit großem Engagement in der Welt: »Je tiefer jemand in Gott hineingezogen wird, desto mehr muss er auch in diesem Sinn aus sich herausgehen das heißt in die Welt hinein“.
Aus diesem Grund arbeitet Edith Stein von 1923 bis 1931 als Lehrerin am Mädchengymnasium und an der Lehrerinnenausbildungsanstalt der Dominikanerinnen von St. Magdalena in Speyer. Schon in ihrer Schulzeit engagiert sie sich für die Rechte von Frauen, in den zwanziger Jahren galt sie als gefragte Rednerin über Themen der Frauenfrage.
Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wird, lehrt sie seit einem Jahr am Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Die Nichtariergesetze zerstören ihre berufliche Karriere: aufgrund ihrer jüdischen Herkunft darf sie ihren Beruf nicht mehr ausüben.
Edith Stein tritt nun in den Karmel Köln-Lindenthal ein und nimmt im Gedenken an Theresa von Avila den Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce an. Im Kölner Karmel widmet sie sich wieder wissenschaftlichen Arbeiten. Bald schon muss sie jedoch Deutschland verlassen und emigriert gemeinsam mit ihrer Schwester Rosa nach Echt in Holland. Am 2. August 1942 wird sie von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Edith Stein wird dort am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet.
1987 wird Edith Stein selig gesprochen, die Heiligsprechung folgte am 9. Oktober 1998 in Rom.
Im Februar 2003 wurde der lange für verschollen gehaltene Brief Edith Steins an Papst Pius XI. zur wachsenden Verfolgung der Juden in Deutschland von 1933 zugänglich. Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass Edith Stein den Brief an Papst Pius XI. in Beuron geschrieben und ihn Erzabt Raphael Walzer zur Weiterleitung übergeben hat:
Brief von Edith Stein an Papst Pius XI. aus dem Jahr 1933
Antwortschreiben des Vatikans (Staatssekretär Pacelli) vom 20. April 1933