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DER NAMENSGEBER - FRANZ HITZE

Franz Hitze war der erste Professor für christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster. In der verfassunggebenden Weimarer Nationalversammlung wirkte er maßgeblich an der Gründung des Sozialstaats mit.

Franz Hitze

Franz Hitze wurde als zweiter Sohn einer sauerländischen Bauernfamilie am 16. März 1851 in Hanemicke, einem kleinen Ort am heutigen Biggesee in der Nähe der Kreisstadt Olpe, geboren. Er verstarb am 20. Juli 1921 im "Kettelerheim" in Bad Nauheim.

Franz Hitze war ein vielfach begabter und beruflich sehr aktiver Mensch. 1878 wurde er zum Priester geweiht, er war erster Professor für christliche Gesellschaftslehre in Münster, sein Lehrstuhl, 1951 zum Institut ausgebaut, existiert heute noch und wird von Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins geleitet. Seine größten Verdienste erwarb er sich aber als Sozialpolitiker. Er gilt als "Vater" der katholischen Arbeitervereine und Wegbereiter des Caritasverbandes. Als Mitbegründer des Volksvereins für das katholische Deutschland setzte er sich insbesondere für soziale Belange ein, wozu auch die Erwachsenenbildungsarbeit gehörte.

Er war Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, seit 1884 des Reichstages und er war Abgeordneter der verfassunggebenden Weimarer Nationalversammlung von 1919. In seiner fast 40jährigen beruflichen Tätigkeit galt Hitze als der einflussreichste deutsche parlamentarische Sozialpolitiker und der sozialpädagogische "Altmeister" der katholischen praktisch-sozialen Arbeit.

Reichskanzler Joseph Wirth schätzte den von ihm so bezeichneten "edlen Prälaten" unter den "Koryphäen" der Zentrumspartei als den "besten von allen, den bescheidensten, liebenswürdigsten und selbstlosesten" Mann ein, der große Sensibilität für die sozialen Fragen der Zeit besaß und mit Fleiß und Ausdauer Steinchen auf Steinchen aufbaute, um zur Lösung sozialer Probleme zu kommen. Franz Hitze nimmt in der mehr als 150jährigen Tradition des sozialen Katholizismus in Deutschland einen herausragenden Platz ein, er half mit - so Rudolf Morsey - die Fundamente des heutigen Sozialversicherungssystems im Bismarckschen Reich zu legen, im Wilhelminischen Deutschland zu verstärken und in der Weimarer Republik weiter auszubauen.

Franz Hitze ist Namensgeber der Katholisch-sozialen Akademie Franz Hitze Haus. Seit 1952 führt das FRANZ HITZE HAUS Veranstaltungen auf dem Gebiet der politischen, sozialen, theologischen, kulturellen und wissenschaftsbezogenen Bildung und Begegnung durch. In sieben Fachbereichen erarbeiten wissenschaftlich ausgewiesene Referentinnen und Referenten das aktuelle Programm. Die Akademie ist eine Einrichtung des Bistums Münster und wird aus dessen Mitteln finanziert. Sie ist nach dem Weiterbildungsgesetz NRW anerkannt und steht im Verbund der dreiundzwanzig katholischen Akademien in Deutschland.

Aus der historisch bedingten und gewachsenen Aufgabenstellung im Bereich der Sozialethik entwickelten sich von Beginn der Bildungsarbeit im Franz Hitze Haus an jene Themen, die sich mit der sozialen Verpflichtung des Christen zur Mitgestaltung der Gesellschaft beschäftigen , zu einem Scherpunkt des Programms. Einen weiteren, schon früh entwickelten Arbeitsbereich bildet die "klassische Akademiearbeit" mit Themen aus den Bereichen Philosophie, Theologie, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Kunst, Literatur, allgemeine Zeitfragen und interdisziplinärer Dialog. Die Akademie versteht sich als Forum der Auseinandersetzung, Bildung, Information und Begegnung. Sie will eine kritische Debatte ermöglichen für eine lebendige, ökumenische Kirche aus überzeugten Christen, die anziehend für denkende Menschen ist.