Vom Traum der Eigenschaftslosigkeit
Vom Traum der Eigenschaftslosigkeit
Literarische und philosphische Reflexionen in Zeiten der Identitätspolitik
Kulturelle und politische Diskurse der Gegenwart drehen sich nicht selten um Fragen von Identität und Anerkennung: Dies trifft für den Geschlechterdiskurs zu, die postkolonialen Auseinandersetzungen um das Recht bzw. Unrecht, Elemente anderer Kulturen und insbesondere unterdrückter Gruppen zu nutzen, für die politischen Debatten, in denen es u. a. darum geht, wer ein:e Deutsch:e ist oder zu Deutschland gehört, wer ein:e Europäer:in, was »die Ostdeutschen« kennzeichnet, und was »die Westdeutschen«. Die Frage danach, welche Rechte und Möglichkeiten eine Person aufgrund spezifischer Merkmale oder zugeschriebener Kennzeichen (Geschlecht, Herkunft, ökonomische Situation, Bildungsstand, etc.) innerhalb einer Gesellschaft hat oder nicht erhält, ist hoch relevant, geht es im Kern doch um realisierte Gleichheit, um Teilhabemöglichkeiten, um Chancengerechtigkeit u. ä. Doch vielleicht vergessen wir in den aktuell oft hitzigen Diskussionen um Identität und Anerkennung die Rückseite – oder sogar den Fluchtpunkt? – der Identitätsdiskussion: nämlich den Traum, keine Identität zu haben, das »Nicht-Identische« zu erfahren (etwa in der Kunst), ein Mensch »ohne Eigenschaften« zu sein, dem Zwang zur Rolle, zur Zuschreibung, zur Eindeutigkeit zu entkommen.
Zur Anmeldung: Vom Traum der Eigenschaftslosigkeit