Apokalyptik

Apokalyptik
Vergessen, verdrängt, verharmlost
Während der Auferstehungsglaube vielfach privatisiert wurde, ist ein anderer Begriff fast gänzlich aus der religiösen und theologischen Rede verschwunden: Apokalyptik. Dabei ist sie das geistige Herkunftsmilieu der christlichen Osterhoffnung: Ohne Apokalyptik, ohne den großen Erwartungshorizont von Gottes Eingreifen am Ende der Zeit, ist die Rede von Auferstehung unverständlich.
Doch was bedeutet das heute, wenn »apokalyptisch« fast ausschließlich für Schreckensszenarien gebraucht wird? Was ist verloren gegangen, wenn die Apokalyptik aus der Glaubenssprache verschwindet, und welche Tiefendimensionen der Hoffnung könnten gerade dort wieder sichtbar werden?
Im apokalyptischen Denken wird das Ende der Welt nicht gefürchtet, sondern ersehnt – weil es das Ende einer Welt der Gewalt, Ungerechtigkeit und Sinnlosigkeit bedeutet. Die Apokalyptik rechnet mit einer Macht Gottes, die stärker ist als die Geschichte der Sieger. Sie ist keine Weltflucht, sondern eine Form des Widerstandsdenkens: Sie hält an der Vorstellung fest, dass Gott Gerechtigkeit schafft – auch für die Toten.
Prof. Pater Dr. Thomas Dienberg OFMCap Theologe, Direktor von IUNCTUS-
Kompetenzzentrum für Christliche Spiritualität, Münster
Zur Anmeldung: Apokalyptik